Marktanalyse - Drahtlose Bildschirmübertragung

19. Juli 2020 - Lesezeit: 16 Minuten

Der Laptop wird mit HDMI angeschlossen, aber was ist mit Tablets, Smartphones und den modernsten, der modernste Geräten wo man leider Standartschnittstellen weggespart bzw. durch eigene ersetzt hat?

Hier sollen neben Adaptern drahtlose Bildübertragungsstandards helfen. Welche ich (nicht) empfehle steht ganz unten im Artikel zusammengefasst.

Glücklicherweise hat man sich bei drahtlosen Displays nicht geeinigt und bietet AirPlay, MiraCast und DLNA an. Auch kann man gut bemerken, dass sich etwa Videos nicht ausreichend flüssig über drahtlos übertragen lassen. Daher ersann man einen Trick: Das Video wird direkt an den Empfänger geschickt, dieser dekodiert es und zeigt es an. Dafür kann man Airplay nehmen oder etwa einen Chromecast.

Airplay gehört zur Firma Apple. Das einzige Wiedergabegerät ist ein Apple TV. MiraCast und DLNA sind offene Standards. MiraCast wird von Android und Windows unterstützt. DLNA von Windows und Linux. Chromecst nur von Android.

Produktbeispiele1:

Also nur 4 Geräte und knapp 300€ später hätte ich ein Klassenzimmer verkabelt. (Wobei neben den USB-Steckdosen noch Splitter und Adapter notwendig werden, falls der Beamer nicht vier HDMI-Anschlüsse hätte 😉)

Ich möchte in diesem Artikel zeigen, welche Lösungen ich ausprobiert habe, wo diese gut sind und wo nicht. Ziel war es unter den obigen 300€ und 4 Geräten zu bleiben. Damit sind teure Konferenzsysteme außen vorgeblieben.

Über Ergänzungen und Korrekturen würde ich mich sehr freuen!

An Geräten habe ich ein Android 8 von Xiaomi und ein iOS mit dem IPad 10-Zoll 2018 verwendet. Windows habe ich ein wenig aus den Augen verloren und nur mit der Reflector-App selbst getestet. Ein Linux-Gerät habe ich nicht genommen, da das keiner an meiner Schule verwendet.

Ich habe folgende Merkmale untersucht:

  • Bildschirm spiegeln
  • Video mit Ton ruckelfrei abspielen
  • Einfachheit der Bedienung
  • Funktion des Geräts auch ohne Lehrer:innenendgerät
  • Administration

EZ-Cast Pro

Der EZ-Cast Pro spannt ein eigenes WLAN auf. Das kann in Schulen zu Problemen führen, wenn zu viele WLAN-Netze aktiv funken. Man richtet ihn über das eigene WLAN ein. Dazu verbindet man sich mit dem WLAN und ruft dann eine IP-Adresse mit Admin-Oberfläche auf. Einige Schritte sind auch in der App möglich/notwendig.

Unter iOS funktioniert alles angenehm. Unter Android ist aber immer zwingend die App notwendig. Auch muss ich mich zuerst in das WLAN des Sticks einwählen, welcher mich dann ins Schul-WLAN proxiet. Da das WLAN offen ist, habe ich quasi einen HotSpot auch für Schüler:innen geschaffen... Die App ist sehr unübersichtlich. Die deutsche Übersetzung ist sehr verwirrend. Beim Übertragen von YouTube-Videos gibt es eine clevere Lösung: Die Seite wird von EZ-Cast gescrapt und man surft auf deren Seite. Dadurch wird beim Videoabspielen der Stream abgegriffen und auf dem Stick ausgegeben. Klappt aber leider nur dort und nicht etwa bei tagesschau.de

Pro

  • Bildschirm lässt sich spiegeln
  • Internet und lokale Video auf iOS mit Ton ruckelfrei abspielen. Ausnahme: YouTube. Hier bleibt der Bildschirm schwarz
  • Lokale Videos und YouTube auf Android.
  • Einfache Bedienung auf iOS

Contra

  • Unter Android keine Tagesschau-Videos
  • Sehr umständliche Android-App
  • Nur mit eigenen Endgeräten nutzbar
  • Jedes Gerät wird eigenständig administriert.
  • Gerät wird teilweise sehr (!) heiß.
  • Eigenes WLAN, was in Schulen stören wird.

FireTV 4K

Hier wird der FireTV 4K einzeln vorgestellt, damit ich ihn bei den folgenden Apps nicht vorstellen muss.

Es ist wichtig den teuren 4K-Stick zu kaufen, denn nur bei diesem drückt man lang auf den Home-Knopf, um Miracast zu starten.

Um (kostenfreie) Apps zu kaufen, benötigt man ein Amazon-Konto mit einer Zahlungsmöglichkeit. Meine Schule rechnet aber nicht meine Kreditkarte ab. Ich habe die dennoch hinterlegt, dann passende Gutscheine mit einem anderen Konto gekauft und damit dann das "Schul"-Konto aufgeladen. Nach den Käufen die Kreditkarte gelöscht. Danach konnte ich auch ohne Kreditkarte kostenfreie Apps "kaufen".

Ungetestet ist leider Windows 10, soll aber funktionieren.

Pro

  • Bildschirm auf Android spiegeln
  • Einfache Bedienung,aber mit viel Amazon-Werbung
  • Hat Apps zu allen wichtigen Mediatheken und auch Anwendungen wie Landkarten. Mit Geschick funktioniert auch ein Play-Store.

Contra

  • Unterstützt ohne Apps kein iOS
  • aufdringliche Werbung im Launcher zu Filmen
  • Muss am speziellen Gerät einzeln konfiguriert werden.
  • Videos bei Android werden einfach gespiegelt und wackeln dadurch.
  • Apps können den Gerätenamen ändern, das ist sehr ungünstig, weil man die Geräte ja nach Raum benennen wollen würde.

AirScreen auf FireTV

Die App verbietet sich in Schulen: Durch eine monatliche Gebühr werden Server mit unbekannten Standort betrieben, die die gesamte (!) Bildübertragung tunneln. Somit dürften etwa keine Schülerhefter fotografiert werden.

Pro

  • Funktioniert sehr gut

Contra

  • Monatliche Kosten
  • Datenschutz nicht eingehalten.
  • Bennent das Gerät um

Reflector 3 auf FireTV

Pro

  • Spiegelt Bildschirm und lokale Videos gut
  • Bietet für iOS einen PIN an.

Contra

  • Stürzt bei Tagesschau manchmal ab
  • Spielt ausschließlich YouTube-Werbung, aber nicht das eigentliche Video ab.
  • Bewirbt auch Windows-Unterstützung. Wird auch davon erkannt, kann sich dann aber nicht verbinden.

Reflector 3 auf Windows 10

Desktop-Programm für Windows.

Es gibt auch eine spezielle Fassung für die Schule. Man kann ein wenig besser mehrere Geräte managen. Mir erschloss sich aber der Nutzen nicht, außer das man jetzt auch für Endgeräte zahlen muss.

Pro

  • Spiegelt den Bildschirm zuverlässig und halbwegs flüssig
  • Mit der Maus lassen sich die verbunden Geräte steuern
  • Ist ein Windows-PC, der kann natürlich auch ohne Endgeräte arbeiten. Etwa mit einer kabellosen Tastatur und auf einem Intel-Compute-Stick.

Contra

  • Videos werden nur gespiegelt und ruckeln daher
  • Um die Geräte wird ein Rand gezogen, damit geht Platz verloren.
  • Unter Android war der Bildschirm immer Hochkant. Wollte ich das Drehen erzwingen, dann blieb es Hochkant aber der Inhalt wurde gekippt und abgeschnitten. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. 🤨
  • Könnte zentral administriert werden.

AirReciver bzw. AirPlay&UPnP auf FireTV

Zuerst war ich durch die veraltete Oberfläche abgeschreckt aber dann auch wegen des Preises positiv angetan. Das alte Design führt nur dazu das es nicht mehr mit dem aktuellen Android-TV zusammenarbeitet. Man kann den Gerätenamen zwar setzen, aber es wird keine Tastatur angezeigt. 😆

Pro

  • iOS funktioniert gut. Auch YouTube.

Contra

  • Chromecast um Videos von Android zu streamen soll möglich sein, funktioniert aber nicht. Ich habe sogar extra Google Home 🤢 installiert.
  • Überschreibt den voreingestellten Stick-Namen.

Epson

Der Anbieter unserer Beamer bietet Apps für Windows Android und iOS an, womit man das Bild übertragen können soll. Mit Windows 10 und einem Ethernetkabel hat das sehr gut geklappt.

Aus Prinzip habe ich aber nicht weitergetestet, da das offizielle WLAN-Dongle 80€ (!) kostet. Es wird direkt am USB-Eingang eingesteckt. Mein WLAN-Ethernet-Adapter für 20€ funktionierte problemlos an meinem Notebook, konnte aber am Beamer nicht mehr das WLAN finden. Das mag jetzt am Raum liegen, aber da ich den Access-Point vom Beamer aus sehen konnte, vielleicht doch an der Stromzufuhr.

Zusammenfassung

So richtig hat mich kein Gerät überzeugt. Für iOS fährt man mit einem Apple-TV sicher am besten. Bei Android kauft man entweder einen Chromecast und einen Android TV oder akzeptiert, dass das OS nicht für das Unternehmensumfeld ausgelegt ist.

Ursprünglich wollte ich einen Compute-Stick mit Windows 10 an die Beamer hängen und mit Reflector ausrüsten. Dadurch hätte ich die Geräte zentral verwalten können und man hätte kein eigenes Gerät mitbringen müssen. Nachdem die App aber so gescheitert ist, kann ich das nicht umsetzen.

Gut gefallen hat mir der FireTV Stick zusammen mit AirReciver. So kann ich stabil die Bildschirme übertragen und von iOS sogar Videos abspielen. Bei Android kann ich aber auf eine Vielzahl an Mediatheken zurückgreifen. Das ich Apps habe und sich das Gerät mit der Fernbedienung wie ein Fernseher bedienen lässt, finde ich gerade für weniger technikaffine Kolleg:innen einen großen Vorteil. Knifflig ist nur die Administration. Auch darf man bei der Fernbedienung nicht auf die "Hallo Alexa"-Taste kommen.

Als Alternative habe ich bei Android-TVs noch die Xiaomi Mi Box S zum ähnlichen Preis gesehen. Da ist ein PlayStore und weniger Werbung dabei. Dafür mit dem Google-Assistenten.

Wenn man noch einen passenden Beamer dazu kaufen muss, kann man sich gut überlegen, dass einfach sein zu lassen und in einen Fernseher zu investieren. Haben wir in einem Raum gemacht: Super Bild auch mittags bei Sonnenscheint. Fernseher kann das Bild für Android spiegeln und bringt Apps mit. Für iOS haben wir den Apple-TV daneben. Manche Geräte sollen das aber auch beherrschen.

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